Neue Ideen für die Aktion „Hand in Hand“

 

Foto: Kathrin Kellermann

 

Oliver Platt vom BüFo (rechts) und André Frowein von WiW haben die Aktion angestoßen.   

 

Viele Wermelskirchener haben Anregungen gegeben, um gemeinsam gegen Corona anzugehen. Von einigen Fraktionen gibt es Kritik.

Von Kathrin Kellermann

WERMELSKIRCHEN | Davon, dass es nur gemeinsam funktionieren kann, die Inzidenzwerte in der Stadt langfristig zu senken und so zu einem normalen Leben zurückzukehren, sind Oliver Platt, Vorsitzender des Bürgerforums, und André Frowein, Vorsitzender des Stadtmarketingsvereins „Wir in Wermelskirchen“ (“WiW) fest überzeugt. Deshalb sammeln die beiden weiter Anregungen und Ideen für die Aktion „Hand in Hand gegen das Coronavirus“ (wir berichteten), „weil wir in kleinen Kommunen viel besser agieren können. Vor allem, wenn wir in Wermelskirchen alle Hand in Hand agieren“.

 

Der Anstoß kommt bei den Bürgern in der Stadt gut an, stößt in den politischen Fraktionen aber auch auf geteilte Meinungen. „Volle Zustimmung und Unterstützung“ hatte Henning Rehse, WNKUWG, gleich signalisiert, und auch CDU-Chef Michael Schneider sagt: „Ich finde die Idee super. Es wäre schön, wenn die Verwaltung prüfen könnte, wie wir in Wermelskirchener kostenlose Schnelltests zur Verfügung stellen können.“ So könnten Infektionsketten schneller unterbrochen werden. Grundsätzlich ist er überzeugt davon, dass es „besser ist, wenn wir gemeinschaftlich agieren, weil wir die Krise noch nicht überstanden haben.“

 

Das ist auch Meinung vieler Bürgerinnen und Bürger, die ihre Anregungen, welche Maßnahmen diskutiert und umgesetzt werden könnten, um den Inzidenzwert zu senken, per Mail an BüFo und WiW geschickt haben. Wichtig ist dabei vielen, dass Strategien entwickelt werden, um die Überfüllung in den Bussen zu vermeiden, damit Fahrten zur Schule oder Arbeit sicherer werden. Viele aus der Bevölkerung plädieren außerdem für strengere Hygienemaßnahmen, damit in naher Zukunft mehr Veranstaltungen draußen mit entsprechenden Hygienekonzepten möglich werden. Auch eine generelle Maskenpflicht in der Innenstadt sehen die Wermelskirchener als Möglichkeit, das Virus besser in den Griff zu bekommen. Letzteres könne die Stadt jedoch nicht eigenmächtig anordnen, so Thomas Marner, der den Stab für außergewöhnliche Ereignisse in Wermelskirchen leitet, auf Nachfrage dieser Redaktion. „Wir müssen uns an die Regeln des Landes halten, aber der Kreis könnte die Maskenpflicht verfügen.“

 

Für Stefan Janosi, Grüne, ist vor allem wichtig, dass schneller und konsequent zum Schutz gegen das Coronavirus geimpft wird. „Wir müssen uns weiterhin gemeinsam bemühen, ein Impfzentrum nach Wermelskirchen zu bekommen, oder dass Hausärzte künftig Patienten impfen dürfen“, sagt er. Auch Schnelltests befürwortet er: „Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass diese Tests nach kurzer Anleitung auch für Laien einfach anzuwenden sind“, erklärt er und fügt hinzu: „Eine klare Teststrategie kann durch das frühzeitige Unterbrechen von Infektionsketten mittelfristig die Inzidenzwerte senken.“ Grundlagen der Aktion „Hand in Hand gegen das Coronavirus“ seien aber vor allem „Achtsamkeit und Rücksichtnahme. Wenn das Zusammenspiel aller Faktoren stimmt, werden wir bald wieder Geschäften und Restaurants eine Öffnungsperspektive geben können“, sagt Janosi. Einen Vorschlag, wo entsprechende Tests in großer Menge geordert werden könnten, habe nach eigenen Angaben Karl Springer, AfD, der Verwaltung zukommen lassen.

 

Unterstützung für „alle Maßnahmen in puncto Hygiene, Masken oder Schnelltests, die geeignet sind, die Werte für Wermelskirchen so weit wie möglich zu reduzieren“, sichert auch Jochen Bilstein, SPD, zu, „um ein gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben dauerhaft wieder zu ermöglichen.“ Allerdings sei es ihm zu oberflächlich, mit Begriffen wie „Hand in Hand“ Themen zu setzen, ohne konkret zu werden. „Ich denke, dass es bundesweit nicht an Ideen fehlt. Wenn es um deren Umsetzung in Wermelskirchen geht, bei der wir als SPD-Fraktion mithelfen können, werden wir das tun. Wenn es aus der Bevölkerung neue Vorschläge gibt, an deren Umsetzung auch Rat und Verwaltung zu beteiligen sind, werden wir aktiv mitarbeiten.“

 

Weniger überzeugt von der Idee der Aktion ist Mike Galow, Die Linke: „Ich halte die Aktion für zu aktionistisch. Sicher ist es gut, wenn der Inzidenz-Wert unter 35 fallen würde. Man sollte aber den betroffenen Unternehmen und den Gastronomiebetrieben keine Hoffnung auf ein vorzeitiges Öffnen der Geschäfte machen. Lockerungen werden nur landesweit umgesetzt und nicht durch einzelne Städte bestimmt“, sagt er. Die erweiterte Maskenpflicht halte er jedoch für realistisch. Dem Anstoß des Bürgerforums nichts abgewinnen kann Andreas Müßener, Zukunft Wermelskirchen: „Das Bürgerforum denkt 2021 bereits an die ersten Partytermine, während sich unsere Mitbürger im Einzelhandel in Existenznot befinden“, moniert er. Die Aktion sei „zynisch“, denn: „’Gemeinsam’ und ‚Hand in Hand’ sind doch Dinge, die eine Inzidenz erhöhen“, sagt Müßener und stellt klar, dass Zukunft Wermelskirchen „den Lockdown inklusive der Freiheitsbeschränkungen als notwendiges, aber hartes Mittel sieht, die Pandemie einzudämmen. Als Partei mit liberalen Einflüssen lehnen wir diese Idee also strikt ab und akzeptieren die Regeln, die uns aktuell gesetzlich angeordnet werden. Könnte eine Kommune individuell Verbesserungen zum Schutz der Bürger veranlassen, so ginge das nur über das Ordnungsamt, das über die nötige Fachkenntnis verfügt.“


Neuer Chefarzt

 

Er setzt auf die Stärken des kleinen Hauses

 

 

 

Stephan Ganz ist neuer Chefarzt der gynäkologischen Fachabteilung im Krankenhaus Wermelskirchen.

 

Von Markus Schumacher

 

Übersehen kann man den neuen Chefarzt der gynäkologischen Fachabteilung im Krankenhaus Wermelskirchen schwerlich. Mit seinen 1,96 Metern ragt Stephan Ganz heraus. Auf seiner 20-Betten-Station will er aber auch immer wahrgenommen werden: „Der persönliche Kontakt ist doch eine der großen Stärken eines kleinen Hauses“, sagt er selbst bei seiner Vorstellung.

Für den 44-jährigen Wuppertaler ist Wermelskirchen der nächste logische Schritt auf seiner Karriereleiter. Nach seinem Studium an der Ruhr-Universität Bochum von 1997 bis 2003 ließ sich Stephan Ganz erstmal die lange Matte schneiden. Noch immer ist er Hobby-Schlagzeuger und Heavy-Metal-Fan, doch im OP bleibt die Musik aus.

„Das Miteinander hier hat mir gleich gefallen.“
Stephan Ganz, Chefarzt

Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Inkontinenzchirurgie, bei der zum Beispiel Bändchen unter der Harnröhre verlegt werden, und Laparoskopische Operationen, so genannte Schlüsselloch-Chirurgie. „Dabei gehen wir mit einer Kamera durch den Bauchnabel, zum Beispiel bei Gebärmutterschleimhautkrebs“, erklärt der neue Chefarzt.

In Wermelskirchen sei ihm als Erstes die helle und freundliche Atmosphäre aufgefallen: „Das Miteinander hier hat mir gleich gefallen.“ Aber auch die Ausstattung sei auf dem aktuellen Stand, lobte der Neue. Und es werde auch weiter in neue Therapieformen investiert. In Zukunft möchte er nach und nach auch Verfahren nach der Naturheilkunde anbieten.

Zuletzt hat er hauptsächlich die Brust operiert, hier war auch die Rekonstruktion mit Silikonimplantaten sein Arbeitsgebiet. In der Königstraße 100 sind seine Aufgaben viel breiter. „Und das finde ich richtig gut“, freut sich Ganz, „hier mache ich am Montag Brust, am Dienstag eine Zyste, am Mittwoch dann eine Blasensenkung . . .“

Mit dieser Einstellung hatte er schon bei seiner Bewerbung beim Ärztlichen Direktor Dr. Volker Launhardt gepunktet: „Er bringt die komplette gynäkologische Expertise mit und ist eine große Bereicherung für unser Haus.“ So bringe sich der Gynäkologie schon in die regelmäßige Tumorkonferenz ein, bei der zehn bis fünfzehn Experten aus den unterschiedlichsten Gebieten zusammen beraten.

Geburten gibt es in Wermelskirchen schon seit 2016 nicht mehr. Auch das biete Vorteile, ist Launhardt überzeugt: „So kann man sich ganz auf Operationen konzentrieren.“

Seit dem 4. Januar dieses Jahres arbeitet Ganz schon in Wermelskirchen. Er ist aber auch bereits rumgekommen: Fast alle 25 niedergelassenen Frauenärzte in der Region hat er schon besucht. „Die waren froh, dass sie ihre Patientinnen wieder hierher schicken können“, berichtet Ganz. Dass er zu den Frauenärzten schnell Brücken bauen konnte, wundert Launhardt nicht: „Die ganze Art von Herrn Ganz ist beruhigend. Es ist wohltuend, ein angenehmer Kontakt.“

Das wird seinem Team mit noch einem, bald zwei Oberärzten und fünf Assistenzärzten sicher auch gefallen. Noch mehr aber den Patientinnen. In großen Häusern treffen sie auf zig Ärzte: bei der Aufnahme, bei der Visite, bei der OP, bei der Entlassung. Hier in Wermelskirchen reden sie von Anfang an mit dem Arzt, der sie später auch operieren und danach weiter betreuen wird. „Dieser persönliche Kontakt, diese Kontinuität fehlen anderswo“, betont Launhardt. „Ein großes Lob an die Krankenschwestern“, möchte Ganz schon aussprechen. Dass die tolle Arbeit leisten, habe er bisher auch in allen Gesprächen mit Patientinnen erfahren.

Durch Corona wurde der Einstieg für Ganz allerdings etwas schwieriger. Und er bedauert: „Dass ich am Helios-Klinikum Niederberg nicht richtig Abschied feiern konnte.“ Im Krankenhaus Wermelskirchen ist mittlerweile die Erstimpfung für alle Mitarbeiter mit direktem Patientenkontakt abgeschlossen, berichtet Launhardt.

Das Krankenhaus Wermelskirchen betreut in seinen sechs Abteilungen durchschnittlich 38 500 Patienten im Jahr. Es hat 410 Mitarbeiter, dazu zehn Ausbildungsplätze. 

Aufsichtsrat

Zu seiner konstituierenden Sitzung hat sich der Aufsichtsrat des Krankenhauses Wermelskirchen getroffen. Dies teilt Geschäftsführer Christian Madsen mit. Zur Vorsitzenden wurde Helga Loepp gewählt, zum ersten Stellvertreter Theodor Fürsich. Zweiten Stellvertreterin wird Karin Görne.


Ausschussvorsitzender Oliver Platt und André Frowein von WiW finden, man sollte jetzt schon planen.

Von Anja Carolina Siebel

 

Wermelskirchen. Sie sollen sich bereitmachen, sagt Oliver Platt. Tanzgruppen, Musiker, Bands und Gastronomen. Für die Zeit nach Corona. Der Vorsitzende des neuen Ausschusses für Kultur, Freizeit und Tourismus unterstreicht, dass er „nicht in Seifenblasen-Mentalität falsche Hoffnungen wecken“ möchte. „Aber ich möchte versprechen, dass wir, sobald es möglich ist, alles tun wollen, dass auch Veranstaltungen außer der üblichen Reihe möglich sein werden. Denn danach sehnen wir uns doch alle.“

 

So könne er sich zum Beispiel vorstellen, dass neben den regulären Veranstaltungen wie Das Fest oder A la carte, die der Marketingverein WiW jedes Jahr anbietet, neue Veranstaltungen entwickelt werden könnten. „Vielleicht fällt ja das eine oder andere noch aus. Aber statt dem hinterherzutrauern, sollten wir aufmerksam sein und auch spontan Ideen für später entwickeln.“ Als Beispiel nennt er etwa einen Festumzug als Ausgleich zum ausgefallenen Rosenmontagszug in Dabringhausen. „Da könnten beispielsweise Vereine teilnehmen, Musikgruppen“, hat Platt schon Visionen für die Zeit nach der Pandemie. „Da will ich dann aber auch von städtischer Seite nicht hören, die oder die Straße kann nicht so schnell gesperrt werden oder Ähnliches. Das geht dann einfach mal“, sagt Platt.

 

„Wir haben ja auch einiges gelernt.“
André Frowein, Vorsitzender WiW Marketing

André Frowein, Vorsitzender des Marketingvereins WiW, denkt ähnlich. Auch er möchte auf keinen Fall mit Veranstaltungen Risiken eingehen oder falsche Hoffnungen bei den feierwilligen Wermelskirchenern schüren. „Aber wir planen jetzt schon unsere Feste“, sagt Frowein beherzt. „Absagen können wir sie dann immer noch.“ Einige Rückschläge hat WiW im letzten Corona-Jahr einstecken müssen. Das Fest, die Frühjahrs- und die große Herbstkirmes sowie A la carte konnten gar nicht stattfinden. Allerdings haben die Aktiven mit Ideen immer wieder bewiesen, dass trotzdem etwas ging. Der Juca-Beach als Freiluftveranstaltung im Sommer kam gut an. Genauso der verkaufsoffene Sonntag vor dem Lockdown Anfang Dezember, bei dem die Besucher sich an kleinen Ständen den Glühwein oder Leckereien mit nach Hause nehmen konnten.

 

„Wir haben ja auch gelernt“, sagt André Frowein. „Zum Beispiel, dass an der frischen Luft viel mehr möglich und die Ansteckungsgefahr wesentlich geringer ist als in Innenräumen.“ Diese Erkenntnis, gepaart mit anderen, wolle der Verein auch für die nahe Zukunft nutzen. „Natürlich können wir jetzt noch gar nicht voraussagen, ob und in welcher Form beispielsweise das Fest als erste große Jahresveranstaltung überhaupt stattfinden kann“, räumt der Stadtmarketing-Vorsitzende ein. Er prognostiziert, Ende Februar oder März mehr dazu sagen zu können.

 

„Aber wenn wir es nicht machen können, gibt es vielleicht Alternativen.“ Als Beispiel nennt Frowein das alternative A l carte, das die Veranstalter Ende Oktober ursprünglich geplant hatten. Wie berichtet, sollte die Veranstaltung mit kulinarischen Angeboten, Kunst und Musik damals auf dem Rhombus-Gelände stattfinden, auf zwei Tage gestreckt und mit Voranmeldung, um Besucherströme zu verhindern.

 

Wegen der im Oktober bereits stark ansteigenden Corona-Infektionszahlen musste das alternative A la carte dann doch kurzfristig abgesagt werden. Frowein: „Aber das Konzept war ja gut. Und darauf können wir sicher wieder zurückgreifen, wenn die Zahlen und Vorgaben es denn hergeben.“

 

Er sei sich darüber bewusst, dass eine Veranstaltung wie der verkaufsoffene Sonntag im Dezember im Teillockdown auch Kritiker auf den Plan rief. „Einige meinten, das sei zu riskant, aber die sind ja dann auch zu Hause geblieben. Man kann es nicht jedem recht machen, aber wir bemühen uns, nach den Vorgaben alles möglich zu machen, was geht. Und wir sind sicher, dass viele Menschen sich nach Veranstaltungen sehnen und sie gern wieder besuchen.“

 

WiW

Noch ist die WiW-Geschäftsstelle an der Telegrafenstraße geschlossen. André Frowein denkt aber, dass sich das nach dem voraussichtlichen Ende des Lockdowns ab dem 15. Februar ändern könnte. Dann könnten die Gewinner der Zählscheinaktion sich auch ihre Gewinne abholen – zu den Öffnungszeiten des WiW-Büros.